So oft habe ich noch nie einen Post begonnen und wieder gelöscht. Denn es ist etwas passiert, was nur selten hier eintrifft - ich habe für diesen Eintrag gefühlt nicht die passenden Worte oder irgendein Konzept. Ja, ich weiß nicht einmal, worüber ich schreiben möchte. Da sind so viele Gedanken, die ich verschriftlichen möchte, aber keiner davon sticht so markant raus, als dass er es würdig wäre, der erste zu sein.
Es ist eine Tradition geworden, dass ich jährlich Anfang August über meinen Geburtstag schreibe, ohne diesen zu sehr zu thematisieren. (Ui, mittlerweile könnte man fast Ende August dazu sagen). Die Posts sind eher Rückblicke auf das vergangene Jahr. Sozusagen mein persönliches Silvester im August mit dem Vorteil, nicht zwanghaft bis Mitternacht aufbleiben zu müssen, keiner Kälte, die einen erstarren lässt und keinen Vorsätzen, die überall herumschwirren. Perfekt!
Mein Geburtstag also, der ist schon wieder eine knappe Woche her, aber da mir bislang wie so eben beschrieben, nicht wirklich etwas in den Sinn kam, mir zu guter Letzt jedoch die Zeit schon im Nacken saß - Wer will den "Geburtstagsposts" denn schon so spät noch lesen? - tippe ich fröhlich vor mich hin und hoffe, dass meine Finger schneller arbeiten als mein Kopf es tut.
Wie fühle ich mich also, die 27 vorbei, die 28 vor mir. Ich mag die Zahl. 8 ist eine meiner Lieblingszahlen und gerade Zahlen mag ich sowieso viel lieber als ungerade und die Sieben mag ich eigentlich so gar nicht, ist sie doch in den meisten Spielen eine Unglückszahl, wo Seeräuber einem die Güter wegnehmen. Für die meisten ist es vielleicht so, dass die 28 ein wenig ängstlich macht, ist doch die 30 schon so nah. Doch ich muss sagen, noch kümmert es mich kein bisschen was in zwei Jahren ist und wie sich dieses "Alter" anfühlen wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass es immer besser wird. Weil man sich selbst kennenlernt, weil man weiß, wem man richtig vertrauen kann, wo man sich fallen lassen kann - ich kann sagen, das Alter gibt mir auch gleichzeitig mehr Sicherheit und ich weiß, dass Ende 20 gar nicht viel mit einem "Abschied der Leichtigkeit" zu tun haben muss, viel eher dem Gewinn von mehr Freiheiten.
Wenn es so ist, wie bislang, dass je älter man wird, mehr Zufriedenheit im Allgemeinen und mehr Gelassenheit im Besonderen einkehrt, dann kann ich wohl gut damit leben.
Was man jedoch nicht vergessen darf, ist die Tatsache, dass ich teilweise auch vorsichtiger und ängstlicher werde. Die Medien schüren das recht oft, daher finde ich Abstand davon zu nehmen und zu reflektieren, was dort draußen passiert, eine der wichtigsten Dinge, um sich sicherer zu fühlen. Sicherheit wird uns nie garantiert sein, aber wir können dem unguten Gefühl entgegenwirken, indem wir das machen, was wir lieben und uns gut tut.
Was man jedoch nicht vergessen darf, ist die Tatsache, dass ich teilweise auch vorsichtiger und ängstlicher werde. Die Medien schüren das recht oft, daher finde ich Abstand davon zu nehmen und zu reflektieren, was dort draußen passiert, eine der wichtigsten Dinge, um sich sicherer zu fühlen. Sicherheit wird uns nie garantiert sein, aber wir können dem unguten Gefühl entgegenwirken, indem wir das machen, was wir lieben und uns gut tut.
In Kroatien plauderten wir auch über die Erkenntnis, dass in den Zwanziger sehr viele Details plötzlich Sinn ergeben. Dass die eigene Erziehung nun quasi Früchte wirft, vielleicht manche fruchtig frisch, aber auch ein paar gammelige hängen auf dem Baum dabei. Man versteht plötzlich so viel und anderes wiederum gar nicht mehr und plötzlich ist man einfach erwachsen ohne es wirklich zu sein, denn die kindliche Seite in uns, die sollten wir nie aus den Augen lassen.
In diesen Posts ist es ja meist so, dass ich auf das vergangene Jahr retourblicke. Der turning 27 - Post, der hatte eine klare Wende nach der unsicheren Zukunft des turning 26 - Eintrags markiert. Und wenn ich ihn lese, dann fühle ich mich ähnlich wie vor einem Jahr, vielleicht noch einmal eine Spur gefestigter: Ich habe mich mittlerweile halbwegs gut in Wien eingelebt und auch das Zusammenziehen mit R war eine großartige Entscheidung für beide von uns, da wir durch das Pendeln immer viel Zeit verloren haben. Ich versuche nach wie vor die Familie so oft wie möglich zu sehen, gemeinsam die Welt zu erleben sowie bestehende Freundschaften zu pflegen. Auch meinen Beruf als Lehrerin finde ich nach wie vor erfüllend (da denke ich dann anders, wenn ich wieder jedes Wochenende an Verbesserungen sitze, haha!) und es motiviert mich ungemein, an Unterrichtssequenzen zu feilen.
Das Bloggen ändert sich jährlich genauso wie ich es tue; ich weiß immer mehr, was ich will, selektierte und feile an Ideen, die ich dann mit euch teile und es macht nach knapp sechs (!) Jahren noch immer so viel Spaß, auch wenn die Zeit dafür wesentlich geringer ist als früher.
Woran ich im folgenden Jahr feilen möchte, ist die Einteilung der Zeit - meiner Zeit. Der Umgang. Der Respekt. Ich arbeite oft viel zu viel und obwohl es für mich erfüllend ist, muss es auch mehr Momente nur für mich geben. In denen ich die Füße hochlege, ohne das Handy in die Hand zu nehmen und Mails zu checken oder Kooperationspläne zu feilen oder neue Unterrichtsideen zu verwirklichen oder an andere Leute zu denken oder die Wohnung aufzuräumen oder sich einfach tausend Gedanken zu machen. Ich möchte und muss die Balance für mich finden, denn oft passiert es mir, dass wenn ich nicht arbeite, Unruhe in mir auftritt und ich regelrecht das Bedürfnis habe, an etwas zu werkeln. Das ist bestimmt auch ein großer Vorteil, dass es mir überhaupt möglich ist, das alles gleichzeitig zu handeln, aber meine Befürchtung ist, dass es sich für mich persönlich auch zu einem Nachteil entwickeln kann - da möchte ich rechtzeitig die Bremse ziehen und einen Gang zurückschalten. Ruhe zu finden ist mittlerweile so schwer geworden, dass es absurderweise fast schon eine weitere Aufgabe ist, sie genießen zu können.
Weiterhin möchte ich Reisen und die Welt entdecken, mich selbst nicht zu sehr stressen, alles sehen und erleben zu müssen, sondern mich treiben lassen. Mir kommt es gerade so vor, als wären es nur feine Nuancen, an denen ich im kommenden Jahr "arbeiten" muss werde. Größere Brocken wie Umzüge oder Familienplanung sind derzeit nicht auf dem Bildschirm, sodass ich mich voll und ganz auf mich und meine Lieben konzentrieren kann.
Dieses Mantra "celebrate the small things" ist nach wie vor präsent, aber wird viel zu oft vergessen. Kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man eine Stunde länger schläft und sich noch eine weitere Stunde zusätzlich in den Bettlaken vergräbt und - nichts tut! Diese kleinen Dinge sind schlichtweg der Kraftstoff, den wir brauchen, um glücklich zu sein und wenn man sich diese immer wieder vor Augen führt, dann erfüllt diese Zufriedenheit einen ganz von allein. Ich freue mich daher auf raschelnde Laubblätter unter den Füßen, auf einen Kuss auf die Stirn, ein Lächeln von Freunden, auf die beschlagenen Fenster in den alten Straßenbahnen, wenn es draußen regnet, auf die rauen Seiten von Büchern, auf den Duft von Orangen, auf das Knacken der Schneedecke, wenn man über sie läuft, auf das Brutzeln des Öls in der Pfanne, auf das schummrige Licht von Lichterketten, - ich könnte die Aufzählung bis ins Unendliche und noch weiter fortsetzen.
Nun. Doch noch Worte gefunden und gefühlt nicht so ganz auf den Punkt gebracht, was ich eigentlich sagen wollte. Aber Worte werde im Endeffekt von euch gelesen und interpretiert. Also macht euch jenen Eintrag für euch daraus, der euch vielleicht eine Spur begleitet und inspiriert.
“We don’t read and write poetry because it’s cute.
We read and write poetry because we are members of the human race.
And the human race is filled with passion. So medicine, law, business, engineering…
these are noble pursuits and necessary to sustain life.
But poetry, beauty, romance, love… these are what we stay alive for.”
{N.H. Kleinbaum, Dead Poets Society}
PS: Der Post hat auch deswegen länger gedauert, weil ich absolut keine Fotos passend gefunden habe und kurzerhand die großartige Nadine (dreierleiliebelei bzw. Nadine Burck Fotografie) am vergangenen Wochenende welche von mir geschossen hat. Merci, du Künstlerin! Das Shooting war so unkompliziert und locker, sodass es mir eine Freude war, für sie ein Kameragrinsen aufzulegen :). Ich mag das Ergebnis sehr, weil es 100% ich bin, die darauf abgebildet ist. Der Stil, die Ausschnitte - perfekt getroffen von dir, meine Liebe!
Sie fotografiert Hochzeiten, Paarshootings, Portraits - schaut mal auf ihrem Blog und ihrer Webseite vorbei. Empfehlenswert hoch tausend, nicht nur, weil ich sie sowieso so lieb hab'.
No Comments Yet, Leave Yours!